Perspektiven für die Göttinger Innenstadt

In der überregionalen Presse ist es längst ein großes Thema: Die leer stehenden Einzelhandelsflächen in den Innenstädten. Jetzt sind sie auch in Göttingen nicht mehr zu übersehen. Grund genug, uns damit zu beschäftigen: Welche Gründe gibt es für das Sterben der Fachgeschäfte? Ist es die fehlende Zentralität Göttingens, die nicht genügend Kaufkraft nach Göttingen lockt? Ist es das Internet, das die Käufer bindet?

PERSPEKTIVEN DER INNENSTADT –                                                           von Sylvia Binkenstein

Was kann Politik leisten, was will Politik tun, um die Vitalität der Innenstadt zu steigern? Auf der Suche nach Antworten haben der Stadtverband und der Ortsverein Mitte/Nord die Gewerbetreibenden, die Gastronomen der Innenstadt sowie Vertreter von ProCity in das Ingeborg-Nahnsen-Forum zu einem Gedankenaustausch über die Perspektiven der Innenstadt eingeladen.

Es waren alle Schattierungen des Einzelhandels vom kleinen Fachgeschäft bis zum großen Kaufhaus vertreten. So unterschiedlich wie die Geschäftsstruktur war, waren auch die Antworten. Die einen wollten eine bessere Busanbindung, die anderen keine Durchquerung der Innenstadt mit den Bussen. Allen gemeinsam war jedoch der Wunsch nach mehr Attraktivität der Innenstadt. In diesem Interesse wird der weitere gestaltende Ausbau gewünscht. Das hochwertige und spezialisierte Angebot sei das Feld, auf dem die Innenstadt sich profilieren könnte. Dem widerspreche die Erscheinung des sog. paradoxen Kunden, der das Handy für 700 Euro und den Pullover im 1-Euro-Shop kauft nicht.

Die Ansiedlung von großen Möbelhäusern vor den Toren der Stadt wird als große Herausforderung und Gefährdung der Innenstadtlagen gesehen. Man war einig, dass ein großes Möbelhaus für die Zentralität der Stadt wichtig sei, jedoch das zentrenbezogene Randsortiment (z.B. Glas, Porzellan, Haushaltswaren und Küchenutensilien) aber stark beschränkt werden müsse. Dies sind klassische Sortimente, die in der Innenstadt zu finden sind.

In diesem Zusammenhang wurden die Vor- und Nachteile einer gemeinsamen Internetplattform, wie auch die Möglichkeit einer zentralen Auslieferung oder eines Bringdienstes erörtert.

Als zentrale Forderung für die Zukunft wurde von allen und auch dem der Einladung gefolgten Oberbürgermeister Köhler erhoben, die Innenstadt als Erlebnisraum auszubauen. Das Einkaufen in der Innenstadt muss ein besonderes Erlebnis werden.

In diesem Sinn hat unser Oberbürgermeister in seiner Haushaltsrede bereits den Arbeitsschwerpunkt Stadtmarketing genannt. Es muss mit allen Beteiligten (ProCity, Tourismusverein, Innenstadthändlern, Innenstadteigentümern) gemeinsam entwickelt werden.

Die Innenstadt bedarf unserer Aufmerksamkeit. Wir müssen uns mit ihr beschäftigen, Ideen zur Steigerung ihrer Attraktivität entwickeln.

Fgz Markt

Eine vitale Innenstadt ist von großer Bedeutung für das Zusammenleben in allen Orts- und Stadtteilen.
Fotos: Gerd Aschoff

Sylvia Binkenstein ist stellvertretende Vorsitzende im Ortsverein Mitte-Nord Mitglied und im Rat der Stadt Göttingen unter anderem im Bauausschuss tätig.