Zeiss in Göttingen: Kompetenzen nutzen, Standort sichern

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Angesichts des angekündigten massiven Stellenabbaus der Carl Zeiss Microscopy GmbH am Standort Göttingen stellt die Göttinger SPD fest:Die Entscheidung der Carl Zeiss AG, wichtige Betriebsbereiche, darunter auch Forschung und Entwicklung, aus Göttingen abzuziehen und an andere Standorte zu verlagern, halten wir für grundfalsch. Gerade im Bereich Forschung und Entwicklung können die Göttinger Kolleginnen und Kollegen des Unternehmens, das seit mehr als 150 Jahren hier ansässig ist und zu den erfolgreichen Traditionsbetrieben der Stadt gehört, einen hohen Grad fachlicher Kompetenz nachweisen. Auch die Ausgliederung der Systemintegration und die Reduzierung der Niederlassung auf die Produktion von Teilen als Zulieferer für andere Standorte sehen wir als problematisch an.
Die leistungsstarken Mikroskop-Systeme, die hier seit Anbeginn gefertigt werden, sind international nachgefragt und nicht erkennbar defizitär. Spezialanfertigungen dieser Art sind nicht ohne weiteres an anderen Standorten reproduzierbar, da das Know-how der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Jahre gewachsen und damit keineswegs ohne Reibungs- und Qualitätsverluste ersetzbar ist. Die Erfolge der Wissenschaft, vertreten durch die Universität Göttingen und die Max-Planck-Institute, u.a. im Bereich der Lichtmikroskopie sind zum Teil auch auf die qualifizierte Arbeit in der Entwicklungsabteilung der Carl Zeiss Microscopy in Göttingen zurückzuführen. Durch die Verlagerung dieser wichtigen Betriebszweige werden künftig die örtlichen Kompetenzen nicht mehr genutzt werden können und der Standort seiner Leistungsfähigkeit und seiner Zukunftsfähigkeit beraubt.

Vor diesem Hintergrund sieht die Göttinger SPD den langfristigen Erhalt des Standortes gefährdet. Daher erwarten wir ein tragfähiges und aussagekräftiges Entwicklungskonzept, das verlässliche Aussagen trifft über die weitere Arbeit des Unternehmens in Göttingen. In jedem Fall ist für eine Absicherung der verbliebenen rund 240 Arbeitsplätze in Göttingen zu sorgen. Ein weiterer Stellenabbau ist nicht hinnehmbar.
Die Göttinger SPD wird sich nachdrücklich dafür einsetzen, dass die bestmögliche Unterstützung von Stadt, Land und Bund gewährt wird. Der Erhalt des Standortes der Carl Zeiss Microscopy GmbH in Göttingen hat oberste Priorität.

Die Göttinger SPD erklärt sich ohne Einschränkung mit der Belegschaft der Carl Zeiss Microscopy Göttingen solidarisch. Sollten tatsächlich gravierende Managementfehler dieses Linsenherstellers mit Weltruf für die angespannte wirtschaftliche Situation verantwortlich sein, dann ist nicht hinnehmbar, dass diese Fehler nun auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgetragen werden. Viele Beschäftigte sind dem Unternehmen zum Teil seit mehreren Generationen eng verbunden und haben ihren Beitrag zum Erfolg des Unternehmens geleistet. Die Göttinger SPD erwartet daher, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nun entlassen werden, von der Geschäftsführung nach besten Kräften aktiv bei der Suche nach neuen Arbeitsstellen unterstützt werden. Sollten fachspezifische Zusatzqualifikationen nötig sein, erwarten wir auch hierbei die Unterstützung der Carl Zeiss AG, die mit ihrem weit verzweigten Unternehmensnetzwerk sicherlich beste Möglichkeiten dafür hat. Auch Kooperationen mit den im Measurement-Valley ansässigen Unternehmen können dabei helfen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und natürlich auch deren Familien eine gute Zukunft zu bieten.

Die Göttinger SPD setzt sich für eine Stärkung des Measurement-Valley und entsprechende Maßnahmen zur Förderung der regionalen Kompetenz in Göttingen ein. Die enge Verbindung von Industrie und Wissenschaft ist nicht nur für die Produktentwicklung von Bedeutung, sondern hilft erkennbar auch bei der Gewinnung von qualifizierten Fachkräften. Diesen Standortvorteil, der Göttingen maßgeblich von anderen Unternehmensstandorten unterscheidet, halten wir angesichts der Herausforderungen des Arbeitsmarktes und der demographischen Entwicklung für elementar. Ihn gilt es aufrechtzuerhalten.

Beschluss der Delegiertenversammlung am 29.10.2015